Dienstag, 1. August 2006
Web-Site-Shows, ein erstes Resumee
Während das Deutsche Privat Fernsehen über die Einführung von Free TV-Gebühren nachdenkt, entsteht im Internet eine imposante Sendevielfalt. Darunter auch eine Renaissance von Home-Shopping-TV-Konzepten. Amazon und Douglas seien hier als Beispiele genannt.

Amazon macht sich die Tatsache zu nutze, dass die Late-night-Shows auf den TV-Kanälen von der Selbstvermarktung von Schauspielern, Autoren geprägt sind und hat konsequenterweise ein genretypisches Format aufgesetzt. "Amazon Fishbowl" ist der Name der Show, die wöchentlich neu ab Freitagmorgen auf Amazon.com (bzw. in den USA Donnerstags ab 20.00 Uhr pazifischer Zeit) zu empfangen ist. Der Moderator Bill Maher ist für ein gebrandetes Programming überraschend  
politisch unkorrekt und verleiht der Show eine angenehme Authentizität und Eigenständigkeit. Die Production Values liegen unter denen der bekannten TV Produktionen (kleineres Studio, weniger  
Publikum etc) - das tut dem Format aber keinen Abbruch. Natürlich werden auch in der Amazon Fishbowl Medien vermarktet: Bücher, Filme,  
Musik - natürlich direkt über Amazon bestellbar. Co-Sponsor ist u.a. UPS, die eine "Special Delivery" sponsoren. Über ein interaktives Menü kann man die einzelen  Elemente der Show direkt anwählen - eine Funktion, die man sich manchmal auch für das TV wünschen würde - aber das  ist eine andere Geschichte. Alles in allem eine runde Sache, die  
Spass macht zu sehen und sicher auch betriebswirtschaftlich Sinn macht.

Douglas im Gegenteil setzt mehr auf den klassisch bekannten Charme der üblichen Teleshopping-Formate. Der Stepahnie Frohmann, sonst Moderatorin des RTL Reiseshops, gelingt es, echte Teleshopping Atmosphäre aufkommen zu lassen und die Parade der wöchentlich dort ihre Produkte präsentierenden Unternehmensvertreter routiniert abzunehmen. Soweit, so undramatisch: das versendet sich, und darüber soll hier nicht mehr gesagt werden. Überraschend ist das Durchhaltevermögen von Douglas, diese Show jetzt  
bereits über ein halbes Jahr zu produzieren und zu airen. Wenn das Format mit der gleichen Konsequenz verbessert (bzw. auf ganz neue  
Füße gestellt) wird, dann ist hier noch einiges zu erwarten, denn offensichtlich wurde hier eine nachhaltige Allianz zwischen Marken und Handel in der Präsentation der Inhalte geschmiedet. Wenn man gemeinsam nicht nur in die Produktion, sondern auch in die kreative Konzept-/Format-entwicklung investieren würde, dann könnte ganz sicher viel mehr Attraktivität in das Format und Musik in die Abverkäufe bringen.

Amazon kann hier Vorbild sein: der Entertainment-Ansatz macht das Format für Zuschauer attraktiv, die interaktiven Zusatzfunktionen tragen die Ansprüchen der Internet und DVR-Gemeinde Rechnung und die Anbindung an den Amazon-Shop ist nahtlos organisiert. In dieser Form hat die Amazon Fishbowl auch Potential für Mobile Anwendungen: Der Verbraucher lädt die Show per Podcast auf den G3 enhancten Player, konsumiert sie auf dem Weg zu Arbeit in der Bahn und bestellt mobil.

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